Systemische Beratung
In die systemische Beratung wird der ganze Mensch in seinen biologischen, psychischen und sozialen Lebenszusammenhängen einbezogen. Besondere Aufmerksamkeit genießen die sozialen Beziehungen, über die sich jede*r Einzelne in unterschiedlichen Rollen definiert.
Entstandene Probleme werden multiperspektivisch als funktionaler Bestandteil von Systemen sichtbar. So könnte eine dahinterliegende Frage lauten: „Welchen Nutzen hat die Aufrechterhaltung eines problematischen Verhaltens für die Beteiligten?“ Dabei kann es sich um spezifische Interaktionsformen innerhalb des sozialen Systems oder auch um Einflüsse aus der Umgebung handeln. Eine ganzheitliche Sichtweise und Perspektivenwechsel sollen zur Erweiterung von Interventionsmöglichkeiten in pädagogischen Handlungsfeldern beitragen.
Fortbildungsziele
In der sechstägigen Weiterbildung (2 * 3 Tage) werden systemisch lösungsorientierte Sichtweisen und daraus abgeleitet professionelle Handlungsstrategien vermittelt und geübt. Die Fortbildung zielt auf die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten und der methodischen Kompetenzen im Kontext der Beratung und der Intervention mit Einzelpersonen, in Familien, in Teams, in Gruppen oder auch in Bezug auf die eigene Rolle in der Organisation.
Fortbildungsinhalte
Grundlagen der Systemischen Beratung. In dieser Fortbildungseinheit werden insbesondere folgende Fragen diskutiert:
- Was bedeutet eigentlich systemisch?
- Was zählt zur Entwicklung von Professionalität in der systemischen Beratung?
- Welche Haltung wird in systemischer Beratung nahegelegt?
- Wie können Symptome Einzelner systemisch erklärt werden?
- Wie können diagnostische Hypothesen gefunden werden und wobei helfen sie?
Erweiterung und Vertiefung des methodischen Repertoires. In dieser Fortbildungseinheit werden spezifisch folgende Themen erörtert und geübt:
- Beispiele zur Genogrammarbeit, zur Skulpturarbeit, zur Gestaltung und Analyse des Settings,
- Aufträge und Kontraktgestaltung zwischen den beteiligten Akteuren,
- Sonderformen: widersprüchliche Aufträge, explizite und implizite Aufträge
- Sonderform: chronifizierte Systeme (chronische Problematiken, wie Alkoholismus, Krankheiten etc.)
Entwickeln der Professionalität systemischer Beratung. Vertiefungseinheit zum Thema: Systemische Beratung in Grenzsituationen:
- Unfreiwilligkeit, Macht, Asymmetrie und Reaktanz als Einflussfaktoren auf die Beratung
- Veranstaltungsübergreifend werden folgende Inhalte einbezogen:
- Merkmale des systemischen Denkens, wie die Zirkularität, die Ressourcenorientierung, die Mehrgenerationalität, die Multiperspektivität, die Delegation, die Symptomverschreibung oder Hausaufgaben etc.
- zirkuläre und reflexive Fragetechniken
- die Hypothesenbildung
- Öffnung des Methodenkoffers jeweils in (Gruppen-)Übungen und im Plenum
- spezifischer und fallangemessener Einsatz von Methoden
Trainer*in
Prof. Dr. Andreas Lampert, Gera
Der Professor für „Theorie und Praxis der Methoden der Sozialen Arbeit“ ist am Fachbereich Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena tätig. In seiner Beratungs- und Supervisionsarbeit setzt der Trainer seine langjährigen Erfahrungen als systemischer/Familientherapeut (DGSF), Coach (DGFC) und Sozialpädagoge (FH) ein.
Zielgruppe
Sozialpädagog*innen, Bildungsbegleiter*innen, Berufseinstiegsbegleiter*innen, Schulsozialpädagog*innen, Case Manager*innen und weitere interessierte Pädagog*innen.
Die Teilnehmer*innen werden ausdrücklich dazu ermutigt, eigene Fallbeispiele einzubringen. Gegebenenfalls erfolgt vorab eine Einigung auf die Schweigepflicht.
Jugendberufshilfe Thüringen e.V. akzeptiert zur Finanzierung der modularen Weiterbildung den Weiterbildungsscheck des Landes Thüringen bzw. die Qualifizierungsschecks anderer Bundesländer.
Termin
15. - 17. September 2025
tägl. 09:00–16:00 Uhr
Ort
Eingang F, 3. Etage
Linderbacher Weg 30
99099 Erfurt