Grundlagen Traumapädagogik
Sehr viel häufiger als gemeinhin angenommen sind nicht verarbeitete und unerkannte Traumatisierungen die Ursache für Verhaltensauffälligkeiten, Lebensbrüche und Leistungsversagen. Das Kind, der Jugendliche oder der Erwachsene erlebt aufgrund der Symptome Ablehnung oder unerfüllbare Forderungen. Die traumatisierten Menschen scheitern und kompensieren mit Sucht, Verweigerung, Flucht usw. Dies führt zu sozialer Ausgrenzung. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf.
Traumatische Erfahrungen überfordern die Seele der betroffenen Menschen. Besonders schwer sind die Auswirkungen von komplexen und langanhaltenden Traumatisierungen, z.B. langjährige Misshandlungen und sexualisierte Gewalt. Zeit heilt alle Wunden – nicht bei Traumabetroffenen! Wieso? Was hilft und was schadet? Was kann Betreuung und Therapie leisten – und wo liegen die Grenzen?
Fortbildungsziele
Die sechstägige Weiterbildung (3 * 2 Tage) bietet die Möglichkeit, grundlegende Kenntnisse über Traumatisierung und Traumafolgen zu erwerben. Es werden typische Probleme im Umgang mit Traumabetroffenen aufgezeigt und Lösungsstrategien erarbeitet. Neben der Erweiterung Ihres Handlungsspielraums werden Sie sensibilisiert eine Lotsenfunktion in der Hilfslandschaft einzunehmen.
Fortbildungsinhalte
- Traumatische Erfahrungen = Traumatisierung? Begriffsklärung
- Traumadynamik – was passiert und wie wirkt es?
- Traumafolgen erkennen und bewerten
- Ressourcenarbeit mit Traumabetroffenen
- Stabilisierung – Methoden und Wirkung
- Grenzen der Helfer*innen
- Bindungstheorie, Bindungsstörungen im Kontext innerfamiliärer Traumatisierung
- Bindungstraumatisierung und angemessene Interventionen in der Arbeit mit Betroffenen
- Verletzte und kompetente Innenanteile erlebbar machen
- Methoden der Selbstregulation bei Angst, Aggression, Stimmungsschwankungen usw.
Äußere Sicherheit als Voraussetzung für Heilung und Entwicklung
- Innere Sicherheit schaffen
- Integration, Akzeptanz und Selbstfürsorge
Trauer und Neuorientierung
- Trauma ist immer auch Verlust, der betrauert werden muss, um überwunden zu werden
- Trauerprozess
- Umgang mit Wut, Entmutigung, Abstumpfung und anderen Trauervermeidungen
Methoden
Vortrag, Beispielübungen, Arbeit an exemplarischen Fällen
Trainer*in
Karin Wachter, Erfurt
Die Diplom-Lehrerin mit Fortbildungen in Diagnostik/Behandlung posttraumatischer dissoziativer Störungen sowie Psychotraumatologie /Traumaberatung/-therapie und Gestalttherapie arbeitet seit mehreren Jahren als Psychotherapeutin in eigener Praxis für Psychotherapie.
Zielgruppe
Sozialpädagog*innen, Bildungsbegleiter*innen, Berufseinstiegsbegleiter*innen, Schulsozialpädagog*innen, Case Manager*innen und weitere interessierte Pädagog*innen.
Jugendberufshilfe Thüringen e.V. akzeptiert zur Finanzierung der modularen Weiterbildung den Weiterbildungsscheck des Landes Thüringen bzw. die Qualifizierungsschecks anderer Bundesländer.
Systemische Beratung
In die systemische Beratung wird der ganze Mensch in seinen biologischen, psychischen und sozialen Lebenszusammenhängen einbezogen. Besondere Aufmerksamkeit genießen die sozialen Beziehungen, über die sich jede*r Einzelne in unterschiedlichen Rollen definiert.
Entstandene Probleme werden multiperspektivisch als funktionaler Bestandteil von Systemen sichtbar. So könnte eine dahinterliegende Frage lauten: „Welchen Nutzen hat die Aufrechterhaltung eines problematischen Verhaltens für die Beteiligten?“ Dabei kann es sich um spezifische Interaktionsformen innerhalb des sozialen Systems oder auch um Einflüsse aus der Umgebung handeln. Eine ganzheitliche Sichtweise und Perspektivenwechsel sollen zur Erweiterung von Interventionsmöglichkeiten in pädagogischen Handlungsfeldern beitragen.
Fortbildungsziele
In der sechstägigen Weiterbildung (2 * 3 Tage) werden systemisch lösungsorientierte Sichtweisen und daraus abgeleitet professionelle Handlungsstrategien vermittelt und geübt. Die Fortbildung zielt auf die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten und der methodischen Kompetenzen im Kontext der Beratung und der Intervention mit Einzelpersonen, in Familien, in Teams, in Gruppen oder auch in Bezug auf die eigene Rolle in der Organisation.
Fortbildungsinhalte
Grundlagen der Systemischen Beratung. In dieser Fortbildungseinheit werden insbesondere folgende Fragen diskutiert:
- Was bedeutet eigentlich systemisch?
- Was zählt zur Entwicklung von Professionalität in der systemischen Beratung?
- Welche Haltung wird in systemischer Beratung nahegelegt?
- Wie können Symptome Einzelner systemisch erklärt werden?
- Wie können diagnostische Hypothesen gefunden werden und wobei helfen sie?
Erweiterung und Vertiefung des methodischen Repertoires. In dieser Fortbildungseinheit werden spezifisch folgende Themen erörtert und geübt:
- Beispiele zur Genogrammarbeit, zur Skulpturarbeit, zur Gestaltung und Analyse des Settings,
- Aufträge und Kontraktgestaltung zwischen den beteiligten Akteuren,
- Sonderformen: widersprüchliche Aufträge, explizite und implizite Aufträge
- Sonderform: chronifizierte Systeme (chronische Problematiken, wie Alkoholismus, Krankheiten etc.)
Entwickeln der Professionalität systemischer Beratung. Vertiefungseinheit zum Thema: Systemische Beratung in Grenzsituationen:
- Unfreiwilligkeit, Macht, Asymmetrie und Reaktanz als Einflussfaktoren auf die Beratung
- Veranstaltungsübergreifend werden folgende Inhalte einbezogen:
- Merkmale des systemischen Denkens, wie die Zirkularität, die Ressourcenorientierung, die Mehrgenerationalität, die Multiperspektivität, die Delegation, die Symptomverschreibung oder Hausaufgaben etc.
- zirkuläre und reflexive Fragetechniken
- die Hypothesenbildung
- Öffnung des Methodenkoffers jeweils in (Gruppen-)Übungen und im Plenum
- spezifischer und fallangemessener Einsatz von Methoden
Lehrdidaktische Methoden
PowerPoint-Präsentation, Metaplantechniken zur Erarbeitung von Seminarinhalten und deren praktische Umsetzung, Übungen (Kleingruppen, Plenum), systemisch lösungsorientierte Fallbesprechungen aus eigener Praxis, Gruppendiskussionen, Strukturpapiere
Trainer*in
Prof. Dr. Andreas Lampert, Gera
Der Professor für „Theorie und Praxis der Methoden der Sozialen Arbeit“ ist am Fachbereich Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena tätig. In seiner Beratungs- und Supervisionsarbeit setzt der Trainer seine langjährigen Erfahrungen als systemischer/Familientherapeut (DGSF), Coach (DGFC) und Sozialpädagoge (FH) ein.
Zielgruppe
Sozialpädagog*innen, Bildungsbegleiter*innen, Berufseinstiegsbegleiter*innen, Schulsozialpädagog*innen, Case Manager*innen und weitere interessierte Pädagog*innen.
Die Teilnehmer*innen werden ausdrücklich dazu ermutigt, eigene Fallbeispiele einzubringen. Gegebenenfalls erfolgt vorab eine Einigung auf die Schweigepflicht.
Jugendberufshilfe Thüringen e.V. akzeptiert zur Finanzierung der modularen Weiterbildung den Weiterbildungsscheck des Landes Thüringen bzw. die Qualifizierungsschecks anderer Bundesländer.