Jugendberufshilfe Thüringen e.V.
Gleiche Chancen fördern

DGB informiert: Modellprojekt in Thüringen ...

soll Initiative „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ ergänzen. Ein mehrstufiges, finanzielles Anreizsystem soll dabei Motivation und Durchhaltevermögen bei einer Aus- und Weiterbildungsmaßnahme zum Berufsabschluss unterstützen.

Junge ausbildungslose Erwachsene jetzt ausbilden! Neue Initiative beschlossen

Der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit hat eine gezielte Initiative zur Unterstützung junger Erwachsener ohne Berufsabschluss beschlossen. Knapp ein Viertel der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 34 Jahren verfügt über keinen beruflichen Ausbildungsabschluss. Viele von ihnen sind aktuell nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Aber auch von den Beschäftigten verfügen 11 Prozent nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Junge Erwachsene ohne berufsqualifizierenden Abschluss sind häufiger arbeitslos, seltener in Vollzeit beschäftigt und geringer entlohnt als Fachkräfte. Zusammen mit der Initiative will der Verwaltungsrat ein Modellprojekt für diesen Personenkreis auf den Weg bringen, mit dem geprüft werden soll, inwieweit zusätzliche finanzielle Anreize die Teilnahmebereitschaft und das Durchhaltevermögen bei der Aus- und Weiterbildung junger Erwachsener ohne Berufsabschluss erhöhen.

Auszüge aus einem arbeitsmarkt-politischen Infoschreiben des DGB zur neuen "Initiative zur Ausbildung junger Erwachsener":
" ... Ziele der Initiative „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“
...
In den nächsten drei Jahren sollen insgesamt rd. 100.000 junge Erwachsene eine Maßnahme mit dem Ziel beginnen, einen Berufsabschluss zu erwerben. Die Maßnahmen sollen rechtskreisübergreifend angelegt, aber getrennt für die jeweiligen Haushalte finanziert werden.
Vorrangig sollen abschlussorientierte Maßnahmen angestrebt werden. Evtl. Qualifizierungsmodule sollen gleichfalls am Ziel des Berufsabschlusses ausgerichtet werden. ...

Modellprojekt „Anreizsystem zur Weiterbildung“
Der Verwaltungsrat hat sich auf ein Modellprojekt mit einem mehrstufigen finanziellen Anreizsystem verständigt, mit dem die Motivation gefördert werden soll, an einer Aus- und Weiterbildungsmaßnahme teilzunehmen und möglichst bis zum Berufsabschluss durchzuhalten. IAB-Untersuchungen haben gezeigt, dass wegen zu erwartender Einkommensbußen insbesondere bei längeren abschlussbezogenen Maßnahmen auf eine Teilnahme schnell verzichtet wird.

Der Verwaltungsrat verständigte sich auf folgende Fördermöglichkeiten:

a) eine Prämie von 1.000 Euro nach bestandener Zwischenprüfung
b) eine Prämie von 1.500 Euro nach bestandener Abschlussprüfung
c) zudem kann eine Mehraufwandspauschale von 100 Euro monatlich gezahlt werden.

Dieses Modellprojekt wird zunächst in Thüringen durchgeführt und an das dort bereits bestehende Projekt „Thüringen braucht dich“ angedockt. Das Land Thüringen beteiligt sich an diesem Modellprojekt über eine Kofinanzierung. Soweit von anderen Regionen gewünscht, können auch dort Modellprojekte durchgeführt werden. ...

Das Bundesarbeitsministerium hat es bisher abgelehnt hat, Hartz IV-Empfänger in dieses Modellprojekt einzubeziehen; dabei ist der Anteil Geringqualifizierter hier besonders hoch. Zudem sind Hartz IV-Empfänger, die an Weiterbildung teilnehmen, finanziell schlechter gestellt als bspw. jene, die einen Ein-Euro-Job ausüben. Der DGB fordert, dass Hartz IV-Empfänger in diesen Modellversuch einbezogen werden sollen und diese mehrstufigen Anreize nicht auf die Fürsorgeleistungen angerechnet werden. Hartz IV-Empfänger sollten nicht ausgeschlossen werden, zumal mit Hilfe der Modellerprobung Erkenntnisse zur Wirkung solcher Anreizelemente geliefert und Empfehlungen an den Gesetzgeber für eine evtl. flächendeckende Einführung gegeben werden sollen.

Finanzierung
Die Qualifizierungsinitiative stellt leider kein Sonderprogramm dar und bisher stehen für die 100.000 jungen Erwachsenen keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung.
• Im Hartz IV-System müssen die Maßnahmen aus einem ohnehin reduzierten Eingliederungsbudget finanziert werden. ...
• Im Versicherungssystem sollen über die vor Ort im Rahmen des dezentral bereits geplanten Eingliederungstitels die Maßnahmen fortgeführt und gesteigert werden. Dies gilt sowohl für Arbeitslose wie Beschäftigte ohne Berufsabschluss. ...

Umsetzung
Vorrangig muss es darum gehen, Geringqualifizierte und Unternehmen besser über die Qualifizierungs- und Fördermöglichkeiten zu informieren. Zudem gilt es, mehr Arbeitgeber für diese Initiative zu gewinnen und für die (schon) Beschäftigten ohne Berufsabschluss berufliche Aufstiegschancen zu eröffnen. ...

Insbesondere im Hartz IV-System stellt sich die Frage, wie die Kinderbetreuung für Menschen mit Betreuungspflichten sichergestellt werden kann. Insbesondere für Kommunen unter kommunaler Finanzaufsicht stellt sich die Frage, ob der Bund nicht die Kofinanzierung sicherstellen könnte; dies gilt insbesondere dann, wenn die Betreuungssituation in Randzeiten sichergestellt werden muss.

Im Hartz IV-System dürften teils auch sozialpädagogische Maßnahmen erforderlich sein, in deren Rahmen junge Erwachsene auf die Qualifizierung vorbereitet oder während der Maßnahme begleitet werden. Ein Defizit besteht ebenso darin, dass das Hartz IV-System keine dem WeGebAU-Programm in der Arbeitslosenversicherung vergleichbare Regelung zur Qualifizierung bereits erwerbstätiger Aufstocker hat. ... "

Quellen: