Jugendliche ohne Schul- oder Berufsabschluss
Ein kritischer Blick auf den Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt in Thüringen
Ein kritischer Blick auf den Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt in Thüringen
Am 24.09.2024 informierte Jugendberufshilfe Thüringen e.V. im Bildungszentrum der IHK Ostthüringen zu Gera Unternehmensvertreter*innen des „Ausschusses für Bildung und Fachkräfte“ zur aktuellen Situation im Thüringer Übergangssystem. Auf Basis des im Dezember 2023 veröffentlichten Berichts der Jugendberufshilfe wurden erneut aktuelle Trends diskutiert, die sowohl der Chancengleichheit junger Menschen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt als auch einer breiten Fachkräftegewinnung, insbesondere auch unter Nutzung endogener Potenziale, entgegenstehen. Große Herausforderungen sieht Jugendberufshilfe Thüringen e.V. v.a. in der Senkung der Zahl der Schulabgänger*innen ohne Abschluss, in einer stärkeren Berufsorientierung/ -beratung an den Wahlschulformen der Berufsbildenden Schulen sowie in der abschlussbezogenen Nachqualifizierung 20.000 junger Thüringer ohne Berufsabschluss. Die Ausschussmitglieder sprachen sich in der Diskussion nicht nur für eine stärkeres Engagement des Förderinstrumentes „AsA flex“ (Bekanntheitsgrad, Zugänge) sondern auch für eine längst überfällige Debatte zu Chancen und Risiken von Angeboten der beruflichen Nachqualifizierung aus. Jugendberufshilfe Thüringen e.V. bringt die – von Wirtschaftsvertreter*innen geteilten Befunde – in die Erarbeitung einer neuen Strategie der Thüringer Fachkräfteallianz ein.
Einmal in der Legislaturperiode erstellt die Landesregierung einen Bericht zu Lebenslagen junger Menschen in Thüringen. Darin enthalten sind auch Handlungsempfehlungen an die Kinder- und Jugendhilfe und ihre angrenzenden Politikfelder, die das Aufwachsen junger Menschen im Freistaat Thüringen betreffen. Unter dem Punkt „Handlungsempfehlungen aus Sicht der Landesregierung, die sich aus den vorliegenden Daten ableiten lassen“ wurden u.a. vier Handlungsziele zur „Stärkung der Belange junger Careleaver“ verankert (Seiten 33-34), nicht zuletzt auch ein Ergebnis der Arbeit des Careleaver-Zentrums Thüringen.
Am 19. September 2024 kamen in Erfurt 170 Fachkräfte, u.a. Expertinnen und Experten der Kinder- und Jugendhilfe, der Gesundheitshilfe und der Eingliederungshilfe sowie Lehrkräfte und (jugend)politische Akteurinnen und Akteure zur Vorstellung und Diskussion des Berichtes zusammen. Wir – Jugendberufshilfe Thüringen und Careleaver-Zentrum Thüringen – waren gemeinsam mit drei jungen Careleaver*innen dabei. Emily und Justin haben die Gelegenheit genutzt, sich im Podiumsgespräch zu den Handlungsempfehlungen zu äußern. Wir sind so stolz!!!!!
Am 16.09.2024 wurde der Referentenentwurf zum Kinder- und Jugendhilfeinklusionsgesetz (IKJHG) sowie eine Synopse veröffentlicht. Das IKJHG bringt zum 01.01.2028 tiefgreifende Veränderungen im SGB VIII mit sich.
Mit dem aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus kofinanzierten Bundesprogramm „JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit“ stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) junge Menschen, in prekären Lebenslagen (wie z.B. Wohnungsnotlagen), ihr Leben selbständig in die Hand zu nehmen.
Im Rahmen der Förderung sollen junge Menschen, die die stationäre Jugendhilfe verlassen (sogenannte „Care Leaver“) sowie entkoppelte junge Menschen individuell über Institutionsgrenzen und Rechtskreise hinweg begleitet und bei einer stabilen Lebensführung und in gesicherten Wohnverhältnissen unterstützt werden (Case Management). Mithilfe lokaler und / oder regionaler Unterstützungsnetzwerke sowie individueller Unterstützungsleistungen sollen junge Menschen ressourcenorientiert und effizient zu einer eigenständigen Lebensführung befähigt und / oder in stabilen Wohnverhältnissen untergebracht werden. Dazu sollen zum einen die individuelle Lebenssituation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen und die sich daraus ergebenden, individuellen Bedarfe eruiert und zum anderen die Betroffenen an die bestehenden Regelstrukturen herangeführt werden.
Folgende Bausteine werden angeboten:
Das Modellprogramm läuft bis zum 31.12.2027.
Antragsberechtigt für das ESF Plus-Bundesprogramm „JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit“ sind die öffentlichen Träger der örtlichen Jugendhilfe (Jugendämter), die das Programm planen, steuern und koordinieren. Dabei arbeiten sie eng mit freien Jugendhilfeträgern, Jobcentern, Agenturen für Arbeit und weiteren Kooperationspartnern zusammen. Die Interessenbekundungen von Trägern müssen fristgerecht bis 08.10.2024 elektronisch über das Förderportal Z-EU-S eingehen.
Weitere Informationen zum Projekt, der Umsetzung und zur wissenschaftlichen Begleitung erhalten Sie hier:
http://www.jugend-staerken.de
www.beratungsforum-jugend.de
Wir (CLZT und CLiK-Careleaver im Kyffhäuserkreis) beraten gern.
Lydia Gröschel arbeitet seit Juni als sozialpädagogische Mitarbeiterin im Careleaver-Zentrum Thüringen. Gemeinsam mit dem Team des CLZT berät sie Careleaver*innen und Fachkräfte rund um den Prozess des Leaving Care, unterstützt individuell und fördert Beteiligung und engagement von Careleaver*innen.
Wir setzen unsere erfolgreiche Arbeit in Thüringen fort. Gemeinsam mit der Drosos Stiftung konnten wir eine weitere Finanzierung des CLZT bis Ende 2026 vereinbaren. Ebenso beabsichtigt das Land Thüringen aufgrund der hohen Relevanz für Armutsprävention die Ziele und Inhalte des CLZT mit einem Förderbeitrag zu unterstützen.
In Vorbereitung der Fachtagung „Fokus Übergang“ am 05.12.2023 veröffentlichte Jugendberufshilfe Thüringen e.V. einen detaillierten Lagebericht zur Situation junger Menschen am Übergang Schule – Beruf. Die Befunde sind in Teilen besorgniserregend: 20.000 junge Thüringer sind ohne Berufsabschluss und absolvieren weder Ausbildung noch Studium, die Jugendarbeitslosigkeit steigt, die Armutsgefährdungsquote junger Menschen ist im Bundesvergleich überdurchschnittlich. Der Bericht bietet eine gute Grundlage für den lösungsorientierten Diskurs aller Thüringer Akteure im Übergangssystem.
Ziel der Fachstelle ist es, die Thüringer Rahmenbedingungen für eine nachhaltige soziale und berufliche Integration junger Menschen zu verbessern.
Fachstelle Jugendberufshilfe